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Storytelling Sportmarketing Uwe Walter

Storytelling im Sportmarketing

Storytelling Sportmarketing Uwe Walter

Storytelling im Sportmarketing

Mit Storytelling im Sportmarketing zum Durchbruch bei der Ski WM St. Moritz.

Der Sonnenberg in Zürich hat seinen Namen nicht grundlos. Von Sonnenstrahlen umhüllt, thront der Hügel fürstlich über der Stadt – mit Weitblick über den See auf schneebedeckte Berge. Hier residiert wer Rang und Namen hat. 

Ich sitze im überhitzten Besprechungsraum im Keller einer hellblauen Gründerzeitvilla. Ein Mitglied der Geschäftsführung betritt den Raum. Oliver, der Sohn des Gründers des größten Schweizer Unterhaltungsunternehmens. Wir haben bereits an mehreren anderen Projekten zusammengearbeitet – aber heute hat er eine neue Aufgabe für mich.

Ich soll die Projektleiterin für die Ausschreibung der Ski WM 2017 in St. Moritz unterstützen – mit Storytelling.

“Es wäre schön, wenn wir da ein gutes Konzept hinbekämen”, sagt er mit seinem verschmitzten Lächeln.

Ladina, die Projektleiterin, treffe ich in ihrem Büro im ersten Stock. Und merke gleich: für sie ist es eine Herzensangelegenheit, die Ausschreibung zu gewinnen. Wir gehen als eine von drei Agenturen ins Rennen. Aber Ladina geht es  nicht nur darum, den Auftrag ins Unternehmen zu holen. Sie will auch alles dafür tun, dass es eine großartige Ski WM für ihren Heimatort St. Moritz und für die ganze Schweiz wird.

Ladina hat diese kernige Art und Aussprache des besonderen Menschenschlags, der dort zu Hause ist. Ich spüre ihre ganz besondere Motivation und mir ist klar, dass wir den Auftrag reinholen und  dann etwas zaubern müssen, das die Veranstaltung weltweit zu einem durchschlagenden Erfolg macht. 

Die Ausschreibungskriterien erfüllen mit guten Geschichten

Als Ladina mir die Ausschreibungskriterien vorliest, merke ich, wie der Text mit all seinen Details Unbehagen bei mir auslöst. Auch weil die eigentlichen Herausforderungen entweder umschrieben oder gar nicht genannt werden. Ich frage Ladina, was mit diesen künstlich konstruierten Sätzen eigentlich gemeint ist. In meiner Fantasie geht es nämlich schon jetzt darum, einem Premium Skiparadies, das den Ursprung des Skisports verkörpert, eine neue Identität, Glaube, Hoffnung und Geschichte zu geben. 

Viele Tourismusorte – darunter auch einige heilige Orte des Sports – sind heute besonders herausgefordert. In St. Moritz ist es der immense Wettbewerb, es sind die hohen Zimmerpreise, der Zuzug von „Neureichen“ und der Wettbewerb mit neuen, disruptiven Skisportarten. 

Wie gewinnt die Schweiz endlich die Pole-Position

Seit Jahren ringt die Schweiz außerdem mit den Österreichern, dem leidenschaftlichen Skisportmarktführer – und will endlich die Pole Position gewinnen. Bei der letzten Ski WM konnten die Österreicher neun Medaillen für sich verbuchen, die Schweizer nur drei. 

Wie also schaffen wir es, dass die Schweizer Skisportler, die Sponsoren, die Verbände und die ganze Schweiz wieder in einen euphorischen Zustand kommen? Dass es gelingt, den Erfolg herzubringen und den Medaillenspiegel zu unseren Gunsten zu erhöhen? Ich sitze mit Ladina in ihrem kleinen, weiß gestrichenen Büro, sie holt uns einen Kaffee und Wasser und wir brainstormen. 

Als sie mir den Stadtplan und das Veranstaltungsgelände der Ski WM zeigt, denke ich darüber nach, wie wir das zusammenhängend, vielleicht sogar zentralistisch erzählen können. Mir kommt die Planung sehr zerfasert vor. 

Hier drüben findet etwas statt – und dann wieder dort hinten – und danach wieder ganz woanders. Aber alles irgendwie ohne Zusammenhang. Vom großen Opening-Event bis zur Abschlussveranstaltung zieht sich für mich keine stringente Geschichte durch. 

Wir diskutieren über die Eröffnungsveranstaltung, über alles Mögliche. Von Apple,  aber auch vom Burning Man oder von der Figur des Buddha habe ich gelernt: es muss ein zentrales Bild geben. Ein dreidimensionales Monument, eine Kirche oder eine Heilige Figur. Sonst sind alle Energien und Veranstaltungen in der Vielfalt der Gebäude verloren. Also frage ich Ladina:

“Gibt es irgendeinen Gegenstand, eine Figur oder eine Aussage, die wir wie die Sonne in unserem Planetensystem zentral in der Veranstaltung positionieren können?”

Sie zeigt mir, was sie bereits an grafischen Designs und Werbemitteln vorliegen haben. 

Die zündende Idee - Edys Heldenreise beginnt

In einem kleinen Prospekt für die Ski WM entdecke ich eine wunderschön gestaltete Logofigur. Einen in der Hocke behelmten Skifahrer, der im Schuss eine imaginäre Abfahrt hinunterrauscht. Er ist in blau und gelb gehalten, in kleinen, geometrischen Flächen gestaltet und erinnert mich an den Kubismus der zwanziger Jahre. Irgendwie ist dieser Skifahrer ultramodern, aber auch im Retro Design gestaltet. 

“Er hat Kraft”, sage ich zu Ladina. “Lass uns die Ausschreibung doch so formulieren, dass wir alle Marketingveranstaltungen und alle Werbung sowie die Eröffnungsshow, also einfach alles um eine dreidimensionale Figur dieses Skifahrers herumgruppieren. Lass uns diese Figur als Ur-Skifahrer bezeichnen, von dem alle Skifahrer in der Schweiz und der Welt abstammen. Lass uns wieder einen Glauben herstellen, die Skireligion neu befeuern.“ Ladina mag die Idee und wir bereiten die Ausschreibung darauf beruhend gemeinsam vor.

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St. Moritz gewinnt die Ausschreibung zur Ski WM 2017

Kurze Zeit später meldet sich der Vorstandsvorsitzende und oberste Chef von Ladina. Sie haben die Ausschreibung gewonnen, aber der Tourismusverband von St. Moritz ist auch mit Unterstützung der Sponsoren nicht in der Lage, eine solch große Skifahrer Figur bauen zu lassen. Das sei absolut utopisch.

Stattdessen schlagen sie vor, den Ur-Skifahrer grafisch zu gestalten und über einen leistungsfähigen Beamer auf eine riesige Leinwand neben dem Veranstaltungsplatz zu projezieren. Das hätte die gleiche Wirkung, man müsse aber nicht den Kostenaufwand betreiben, eine solche Figur komplett zu entwickeln, aufzubauen und zu bespielen. 

Ich sage dem CEO Christoph, dass ich die finanziellen Überlegungen verstehe, aber dass unser Konzept dann nicht mehr funktionieren würde. Unsere Idee, St. Moritz, die Schweiz und das Engadin zu fördern, so dass eine großartige und sehr erfolgreiche Ski-Weltmeisterschaft stattfinden kann, ist mit einem gebeamten Skifahrer nicht umsetzbar. Christoph spricht mit dem Chef des Tourismusvereins, sie diskutieren heftig. 

Doch was ist mit Edi?

Schließlich vereinbaren sie, dass wir mit der ganzen Führungsmannschaft nach Zürich fahren, damit wir darüber noch mal sprechen. Auch wenn schon feststeht, dass das Geld für das Skifahrermonument nicht zur Verfügung stehen wird. 

Ich bitte die Anwesenden darum, dass ich eine Viertelstunde bekomme, um zu erklären und nachzuweisen, dass es nur dann einen Erfolg geben wird, wenn wir diesen Skifahrer groß, stark und plastisch bauen. Ich erkläre wie St. Moritz mit Hilfe des Prinzips des “Costly Signaling” der gesamten Ski Welt zeigen muss, wie potent, wie stark und mächtig ihr Glaube an den Skisport, ihre Dominanz und an St. Moritz ist. 

Wenn es nicht teuer ist und so in der Finanzierung schmerzt, dass es der Zuschauer, der Kunde und der Sponsor bemerken, ist es auch nicht teuer und wertvoll in der Außenwirkung. Nur genau aus dem Grund weil es teuer ist und eigentlich unbezahlbar, kann es seine Wirkung entfalten. 

Die Entscheidung ist gefallen, der hölzerne Skifahrer wird gebaut.

Alle hören mir aufmerksam zu. Dann ergreift der Jury-Vorsitzende das Wort. Er hört seinen Kollegen zu, sie diskutieren das Für und Wider, die Argumente, die ich vorgebracht habe. Ich merke: die Stimmung ist gekippt. Gegen den Skifahrer als echte Statue. Der Jury Vorsitzende bittet nun alle Abstimmenden den Daumen entweder nach oben oder nach unten zu halten, um eindeutig zu signalisieren, ob sie einer Umsetzung zustimmen oder sie ablehnen. Die Hände gehen hoch, die Daumen runter. Der Juryvorsitzende schaut nach links und nach rechts, dann nimmt er seinen Daumen nach oben und sagt: “Auch wenn meine Kolleginnen und Kollegen dagegen sind, weil die Finanzierung unser Budget übersteigt, so werden wir es dennoch umsetzen. Wir werden den Skifahrer bauen.“

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Fast forward: Die Ski WM ist da und meine Frau und ich fahren in die Schweiz.

Tief hinein in die Berge, über nicht enden wollende, angsterregende Kurven, die in tiefe Täler schauen. Bis er sich uns eröffnet, der atemberaubende Blick in die heilige Welt des Skisports. Wir sind in St. Moritz angekommen.

Dort fahren wir mit einem Shuttle auf den Kulmplatz, das Zentrum der Ski WM. Eine riesige Bühne steht auf dem Platz, nebendran das berühmte Kulm-Hotel und noch faszinierender: unsere gigantische hölzerne Figur. 

Die Skifahrer-Statue steht mit einer Gesamthöhe von 19,5 Metern vor uns – komplett aus Fichtenholz gebaut. Hier treffen wir die anderen, den Eigentümer der Unterhaltungsfirma und den CEO Christoph, den Sohn des Unternehmers Oliver, der mich in dieses Projekt geholt hat, und die Projektleiterin Ladina. 

Gemeinsam betreten wir das innere Gerüst des Skifahrers. Treppenstufe um Treppenstufe steigen wir im Inneren dieser gigantischen Figur hinauf.

Wir passieren die erste Bühne, dann die zweite und sind schließlich sind im Kopf des Skifahrers, wo ein DJ die Decks fürs Warm up der Eröffnungsparty bedient. 

Zu The Weeknds „I feel it coming“ schauen wir über St. Moritz im Abendlicht, über die schneebedeckten Berge. Und sind alle tief erfüllt von dem Bewusstsein, dass es uns gelungen ist, diese ungeheuerliche Figur zum Leben zu erwecken. 

Die ganze Stadt ist aufgeregt. Unzählige Berichte – auch auf Social Media – dokumentieren den Skifahrer. Vor Ort gibt es eine Wall of Fame – wo alle Fotos gezeigt werden, die auf Instagram mit dem passenden Hashtag versehen sind. Alle Besucher machen Selfies mit der Statue – es entsteht ein Hype und der Plan geht auf.

Wie wir mit Storytelling die Eröffnungsshow geplant haben

Zu unser aller Freude haben die Schweizer, insbesondere die St. Moritzer Bürger, dem Skifahrer einen Namen gegeben. Er ist nicht mehr nur der Ur-Skifahrer, er ist jetzt der Ur-Skifahrer mit dem Namen “Edy” nach Edy Reinalter, der großen Skilegende von St. Moritz. 

Wenige Stunden später findet die große Eröffnungsshow statt, die live im Schweizer Fernsehen gezeigt wird. Auch diese wurde von meinem Auftraggeber produziert. Auch dazu  hatten wir einen Storytelling-Workshop. Zusammen mit dem CEO, dem Autoren, dem Regisseur, dem Bühnenbildner, der Choreografin und dem Redakteur haben wir einen Tag lang  eine Show erfunden, die es so bisher noch nicht gab. Auch hier steht Edy oft im Mitttelpunkt.

Wir erzählen die Schöpfungsgeschichte vom Beginn des Urknalls, wie Wasser auf die Erde kommt, bis zur ersten Abfahrt eines Skifahrers und der Erfindung des Skisports in St. Moritz. Das Ganze wird gekrönt von dem Auftritt der größten Skistars aller Zeiten, die in Videos und auf den Bühnen im Ur-Skifahrer auftreten.

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Wir erleben diese Show ganz vorne an der Bühne. Es ist klirrend kalt, aber so eine Belohnung zu sehen, wie alles zusammenkommt und die Menschen begeistert feiern. Wir sind erfüllt.

Gemeinsam für eine Sache – mit Intuition und den Werkzeugen des Geschichtenerzählens zum Ziel

Ladina hat es geschafft. Sie hat in wochen-, in monatelanger Arbeit etwas fast Unmögliches möglich gemacht. Genauso die Hersteller dieses ungeheuerlich schönen Holzmenschens, die Firma Aroma aus Zürich, sowie die Holzbaufirma von Andri Freund. 

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So große Projekte und Erlebnisse sind immer das gemeinsame Werk vieler Menschen, die an eine Sache glauben. Ich bin überwältigt. Solche Momente sind das Elixier eines Menschenlebens.

Was ich dazu beigetragen habe ist, auf meine Intuition zu hören. Aber auch die Werkzeuge des Geschichtenerzählens bewusst einzusetzen, wie zum Beispiel die Heldenreise. 

Ein historischer Sprung für die Schweiz im Skisport

Als die Ski WM zu Ende geht, hat die Schweiz einen historischen Sprung gemacht. Hatten sie bei der zwei Jahre zuvor stattfindenden Ski WM nur drei Medaillen holen können, waren es diesmal sieben. Es fehlten Ihnen nur noch zwei Medaillen, um gleich auf zu sein mit der starken Sportnationalmannschaft von Österreich. 

Das ganze Ereignis wurde ein Riesenerfolg. Und es war mir eine Ehre, einen kleinen Beitrag geleistet zu haben, um diese tolle Veranstaltung mit so ungeheuerlich klugen und leidenschaftlichen Menschen gemeinsam bereichert zu haben.

Unternehmenszukunft Workshop Package

Unternehmenszukunft – Workshop

Unternehmenszukunft Workshop Package

Unternehmenszukunft – Workshop

Case Study: Ein Vorstand baut ein Science Fiction Hörspiel, um seine Mitarbeiter auf die Unternehmenszukunft vorzubereiten.

In meinem Berufsalltag habe ich immer wieder das Glück, mit immens begabten Kollegen an kreativen Projekten arbeiten zu dürfen. Vor ein paar Wochen fragte mich der Texter Samuel Weber, ob ich mir vorstellen könne, einen besonderen Storytelling Workshop für ein großes Unternehmen zu moderieren.

Die Ausgangslage:

In einem Unternehmen gibt es große, existierende Aufträge, die jedoch innerhalb der nächsten fünf Jahre auslaufen. Um neue Aufträge und Märkte zu erschließen, wird die Unternehmensstory aufgeschrieben – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Außerdem wird ein Zeichner engagiert, der die Unternehmensstory auf über 30 extra bedruckten Flipchart Folien anschaulich, metaphorisch und menschlich illustriert – und dann mit dem Vorstandsvorsitzenden feinschleift.

Skizzen Unternehmenszukunft Team Workshop Storytelling

Die Workshop-Idee:

Gemeinsam mit den Führungskräften wollen wir ein Hörspiel entwickeln, das die Strategie ihres Unternehmens der nächsten zehn bis zwanzig Jahre verdeutlicht. 

Eine Idee, die ich auch deshalb für stark halte, weil die Teilnehmer durch das kreative Entwickeln solch einer Story einen mentalen Shared Ownership empfinden. Das Hörspiel ist nicht nur ihr gemeinsames „Baby“, sondern brennt sich als Botschaft auch tief in ihr Bewusstsein – und drückt sich als Folge in ihrer täglichen Arbeit aus. 

Und das Hörspiel soll im nächsten Schritt noch mehr bewegen. Nach Fertigstellung wird es allen Mitarbeitern vorgespielt, um diese für die zukünftige Unternehmensentwicklung zu begeistern.

Die Vorbereitung:

Samuel organisierte einen Slot in einem exzellenten Tonstudio, sowie Top-Speaker und Schauspieler, die ein Hörspiel sehr erfahren, professionell und schnell entwickeln und aufnehmen können.

Ich führe Vorgespräche mit dem CEO, der HR Leitung, einer Beratungsfirma und den Schauspielern, um alle auf die Veranstaltung einzustimmen, Fragen zu beantworten und ein gutes Gefühl hinsichtlich der anstehenden Erlebnisse zu vermitteln.

Workshop Unternehmenszukunft Storytelling

Die Einladung:

Zuerst bekommen die Teilnehmer ein Einladungspaket mit Streichhölzern zugesandt, um sie zu entzünden.

Workshop Teamentwickung Unternehmenszukunft

Eine Woche später trifft das das zweite, wichtige Paket ein – mit englisch-schweizerischen Halsbonbons und einer coolen Beschreibung zur Produktion eines Hörspiels, mit Zeitpunkt und Ort.

Die Veranstaltung, Tag 1:

Erzählrunde

Zum Frühstück treffen wir uns in einer alten Schweizer Chaletstube zur Erzählrunde. Obwohl sich die teilnehmenden Vorstände oft schon seit Jahren beruflich begegnen, lernen sie sich hier nochmal von einer anderen, persönlichen Seite kennen. Denn wir sprechen nicht über Jobvita und positionieren uns, sondern darüber, welche Menschen sich hinter den Vorstandsrollen verbergen. 

Was sie bewegt, antreibt und begeistert – und was sie in der Zusammenarbeit mit anderen nervt oder sie an ihre Grenzen bringt. 

Solch eine Storytellingrunde ist deshalb interessant, weil wir im Rahmen unserer Arbeitsrollen nie auf diese Weise miteinander sprechen. Hier zeigen sich Seelen, Hochbegabte, aber auch Sensible: Sie alle suchen ihren Sinn und ihre Selbstwirksamkeit in der Arbeit, so wie viele tausende Mitarbeiter ihres Konzerns.

Storytelling-Grundlagen

Danach vermittele ich die Grundlagen des Storytelling. Mit Hilfe von auf das Unternehmen zugeschnittenen Filmbeispielen mache ich Storytelling greifbar und emotionalisiere die Teilnehmer.

Ideenentwicklung

Wir teilen die Vorstände und die mittlerweile dazugestoßenen Schauspieler in gemischte Teams auf. Gemeinsam entwickeln sie Hörspielideen, von denen drei zu richtigen Favoriten werden. Wir entscheiden uns für die aufregendste Idee, die allerdings auch die aufwändigste in der Herstellung ist.

Ein Science-Fiction-Hörspiel, das unternehmerische Herausforderungen, Chancen, Entscheidungen, Fehlentwicklungen und Korrekturen auf emotionale Weise packend erzählt. Unterlegt mit großartigen Sounds und Atmosphären.

Pitch und Freigabe

Dieses Konzept pitcht der Vorstand nun als Minimal Viable Product dem Verwaltungsrat – in einer vertraulichen Sitzung. Heißt: wir erstellen quick and dirty einen unperfekten, aber aussagekräftigen Hörspiel-Teaser. Außerdem einen Trailer, der die gesamte Storyline des Hörspiels enthält. Und sind glücklich als die wichtige Entscheidung fällt – auch der Verwaltungsrat gibt begeistert grünes Licht. 

Workshop Unternehmenszukunft

Die Veranstaltung, Tag 2:

Im Tonstudio

Am zweiten Tag schreiben wir das Stück rund, wir dialogisieren und produzieren. Ein ganz schönes Mammutprojekt, ein kreativer Durchmarsch, der uns energetisch fordert, aber auch zusammenschweißt.

Für mich endet die Veranstaltung an diesem Abend. 

Schon einen Tag später wird unser Science Fiction Hörspiel fertig produziert, geschnitten und gemastered.

Meine Instagram Stories von dem spannenden Aufnahmetag im Tonstudio.

Der Schatz

Danach schicken wir es an die Vorstände – als kleines Paket, in dem sich eine hölzerne Schatztruhe befindet, in dem das Hörspiel liegt. 

Workshop Unternehmenszukunft

Das Ergebnis:

Was nachhallt, ist die Aufregung, die Begeisterung des ganzen Prozesses.

Das Spüren der Selbstwirksamkeit, das gemeinsame Entwickeln und kreative Schaffen eines „großartigen Kinos für die Ohren“.

Wir haben eine Message kreiert, die den Kurs der nächsten Jahre auf eine neue, spannende Weise transportiert. Und ein Werk geschaffen, das bald alle Mitarbeiter hören werden – um an Bord zu kommen für das, was im Unternehmen für alle ansteht. 

Danke an Samuel für diese wunderbare gemeinsame Reise. Für Deine Ruhe, Deine Klarheit und Deine ausufernde Kreativität.

Uwe Walter und Samuel

Mit Texter Samuel Weber nach der erfolgreichen Schatzsuche.

Pixar Storytelling

PIXAR Storytelling

Pixar Storytelling

Pixar Storytelling

Zu Gast bei Pixar. Ich erzähle Dir heute, wie Pixar es schafft, Geschichten zu erzählen, die uns bewegen. Und wie eine Campustour mein Full Circle Moment wurde.

Für mich war das Pixar Storytelling immer beispielhaft. Sowohl in der Verwendung der Heldenreise, als auch bezüglich ihrer Arbeitsweise. Denn gute Ergebnisse im Storytelling erreicht man nur, wenn man a) einen tollen Inhalt hat und b) diesen gut organisiert.

In ihren Workflows, Abläufen – und vor allem beim Anfassen ihrer Stoffe – hat Pixar eine Sache ganz anders gemacht.

Ihr Credo ist: Du musst die Sache leben. Du musst Anteile von Dir, Deinem Leben, Deinen Erlebnissen, Deinem Lebensschmerz und Deinen Sehnsüchten in den Stoff einbringen. 

Campus Tour

Die „Draw Together“ Wand auf dem Pixar Campus. Eine Employee Art Show, in der Mitarbeiter zeigen dürfen, was sie außerhalb der Pixar Welt Kreatives machen.

Wie Pixar Storytelling einsetzt: Geschichten erzählen am Beispiel von Findet Nemo

Bei “Findet Nemo” war die zentrale Frage: „Wie kann ich eine Fischmetapher so entwickeln, dass sich alle Menschen darin wiederentdecken?“ Indem ich eine Eltern-Kind Geschichte daraus mache. Und zeige, wie ein traumatisches Erlebnis eine Fischfamilie in die Verzweiflung bringt. 

Uwe Walter Pixar

Guter-Vater-Regel: Komm niemals ohne Pixar Ballon von einer Geschäftsreise zurück.

Uwe Walter Storytelling

Als Nemos Mutter von einem Barrakuda gefressen wird, sind Vater und Sohn die einzigen Überlebenden. Sie müssen lernen, trotz dieses Schicksalsschlages zusammen weiterzumachen. 

Der Sohn hat als Überbleibsel des Traumas eine kleine schwache Flosse. Wie schafft es der übervorsichtige Vater nun, seinem Sohn einen mutigen Weg ins Leben zu eröffnen? Wie kriegt er es hin, dass der Junge in seine Selbständigkeit und seine Lebensenergie kommt? Wie ist ein Vater ein guter Papa? 

In 90 Minuten entwickeln sich Vater und Sohn in ihren beiden Heldenreisen – getrennt voneinander, aber auch gemeinsam. Dabei ist die Struktur der Geschichte von immenser Bedeutung. 

Pixar Rules of Storytelling

Wie Pixar über Struktur denkt – und diese bei der Geschichte Findet Nemo nochmal komplett geändert hat – seht ihr in diesem wunderbaren Film von vier Minuten Länge. Give it a chance:

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Find your voice.

Alle Pixar Geschichten lehren, wie man zur eigenen Stimme findet, in die eigene Selbstwirksamkeit kommt. Aber vielleicht noch viel wichtiger: Wie man in die eigene Energie kommt.

Wie kommt Energie in mein Leben? Oder bleibe ich traurig und erschöpft und blockiert?

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Auf dem PIXAR Campus gibt es wöchentlich tierischen Besuch. Der Kontakt zu Tieren ist ein natürlicher Moodbuster und lockert das Mindset auf.

Pixar Swimming Pool

Für alle verfügbar: der campuseigene Swimming Pool für ein bisschen Bewegung und ein körperliches „Rauskommen“, bei dem schon viele Ideen entstanden sind. Einen Basketballplatz gibt es übrigens auch.

Wie gelange ich an diesen magischen Ort?

Wie alle Eltern haben auch wir unseren Kindern immer gerne die Pixarfilme gezeigt. Für mich war es schon lange ein Traum, meine Kinder einmal an diesen magischen Ort zu führen, an dem die Filme entstehen – und die Menschen dort kennenzulernen. Weil ich mir das auch immer selber erträumt habe.

Aber: bei Pixar gibt es keine Führungen. Man kann keine Tickets kaufen. Ich musste also einen Weg finden, ohne Vitamin B oder Empfehlung eine Brücke zu bauen.  

Aus Erfahrung weiß ich, dass keine Firma kalt und distanziert ist. Denn es gibt immer Menschen, die den Traum leben, an dem Du teilhaben möchtest – und zum Beispiel bei Pixar arbeiten. Ich habe viel recherchiert und eine wunderbare Pixar Mitarbeiterin bei einem Vortrag in Deutschland besucht. Habe sie schon davor angeschrieben, sie dann dort auf einen Kaffee getroffen – und später, nachdem wir eine Beziehung zueinander aufgebaut hatten, in San Francisco bei Pixar besucht.  

Eine langersehnte Pixar Tour mit meiner Familie

2019 bin ich mit meiner Familie auf den Pixar Campus zurückgekehrt. Alleine die Einfahrt durch das Tor ist ein Erlebnis. Voller Stolz haben wir uns unsere Namensschilder angeheftet – natürlich mit PIXAR Charakter.

Pixar Filme Studio Tour

Die Pixar Wahrzeichen

Haben die übergroßen Wahrzeichen von Pixar, die Lampe und den Ball aus dem ersten Trickfilm “Luxo Jr.“ bewundert.

Pixar Wahrzeichen Lampe
Pixar Wahrzeichen Ball

Im Steve Jobs Building

Sind ehrfürchtig ins Steve Jobs Building eingetreten und haben die Oscars bestaunt.

Steve Jobs Building bei Pixar
Pixar Marketing Storytelling
Pixar Academy Awards Oscars
Pixar Studios Cafeteria

Seht ihr die Cafeteria? Fun fact: Hier unten sind auch die einzigen Toiletten des Gebäudes. Die wurden extra so positioniert, damit jeder Mitarbeiter im Laufe des Tages mehrfach seine Abteilung verlassen muss und die Chance hat, andere Menschen informell zu treffen. Auf den Gängen, im Atrium, beim Händewaschen oder beim Kaffee holen.

Pixar Geschichten erzählen

Danach haben wir – Treppe hoch – die aktuelle Ausstellung vom Making of einiger Pixar Filme angeschaut. Da durften wir keine Fotos mehr machen – denn es ging viel um die Arbeitsweise von Pixar. Die Tricks, mit denen die Designer die Charaktere so nahbar machen: vom 3D-Modeling über Costume Design, den Einsatz von Licht , Charakterstudien, Pixars Rules of Storytelling und Dramaturgie. 

Pixar Treppenhaus

Auch wenn wir wussten, dass viel Arbeit in so einen Film fließt, haben wir doch gestaunt, WIE die Designer und Story Developer zu ihren Ergebnissen kommen. Die Workflows und die Detailverliebtheit sind wirklich einzigartig.

Dann sind wir einmal quer über den Campus, in das Gebäude in dem auch das Riesenkino untergebracht ist, in dem die Pixar Mitarbeiter ihre Filme während des Developments in verschiedenen Stadien immer wieder anschauen, um Entscheidungen zu treffen.

Nach diesem tollen Tag haben wir uns abends als Familien – die Familie der PIXAR Mitarbeiterin und unsere Familie – zum Abendessen getroffen. 

Mein Full Circle Moment

Für mich war die Pixar Tour mit meiner Familie ein absoluter Full Circle Moment. Fast, als hätte die stärkende Kraft der Pixargeschichten sich auf meine Mission, diese Welt meinen Kindern zugänglich zu machen, übertragen. Ein wirklich unvergessliches Erlebnis, für das ich immer dankbar sein werde.

Zum Abschluss ist hier eine Video-Campustour, die dem, was wir gesehen haben, ziemlich nahekommt:

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Storytelling Buchhandel Marketing

Marketing Ideen Buchhandlung

Buchhandlung Storytelling Beispiele
Buchhandel Marketing Tipps
Buchhandel Marketing Beispiele
Buchhandlung Marketing Beispiele

Marketing Buchhandel

Marketing Ideen für Buchhandlungen am Beispiel der Traditionsbuchhandlung „Strand“ in New York

Die Traditionsbuchhandlung „Strand“ in New York gibt es jetzt seit 93 Jahren – nicht zuletzt wegen ihres hervorragenden Marketings. Kreative Marketing Ideen für die gesamte Buchbranche, die wir uns heute genauer anschauen.

Die Plätze auf den Auslagetischen der Buchhandlung sind besonders heiß begehrt – denn hier sehen die Kunden das komplette Cover und nicht nur den Buchrücken. Während die Tische im Strand Bookstore nach Themen sortiert sind, helfen die auffälligen, gelben Karten zusätzlich, Art und Inhalt der Bücher auf einen Blick zu vermitteln.

Spannend: Die auf die Karten gedruckten Sprüche sind deshalb so treffend, weil sie nicht „ausgedacht“, sondern von echten Lesern inspiriert sind. Ich habe bei den Buchhändlerinnen im Store nachgefragt.

„Wir bekommen täglich Feedback von unseren Kunden, wie sie gerade gelesene Bücher fanden. Oft erzählen sie uns sogar kleine Geschichten. Wo sie das Buch gelesen haben, in welcher emotionalen Stimmung sie sich dabei befunden haben, was sie besonders fanden. Daraus entnehmen wir dann kleine Zitate, Hinweise und Empfehlungen, die Buchtitel und -cover stimmig ergänzen.“

Marketing Buchhandel – Mit Visual Storytelling Kunden zu Fans machen

Das Sammeln von Kundenfeedback und das Aufschreiben eigener Ideen für die gelben Marketingkarten haben sich alle, die im Strand Bookstore arbeiten, zur Routine gemacht.

„Wir treffen uns regelmäßig, um über neue Ideen für Karten zu diskutieren – da bringt dann jeder seine Sammlung mit. Die Spitzenreiter-Sprüche werden gestaltet, ausgedruckt und auf die Titel im Store verteilt.“

Dabei gibt es wiederkehrende Themencluster, zum Beispiel Stimmungsbilder („Rainy day read“), das Buch als Ich-Erzähler („Im the one your friend was telling you about“) und Anmerkungen zur Länge („Size does not matter“). Aber es sind auch viele ganz individuelle, witzige und „quirky“ Sprüche dabei. Schaut mal die Fotogalerie durch.

Der „Strand“ Store ist inhabergeführt in dritter Generation von Nancy Bass.

Strand Books New York

„Gerade in Zeiten von Amazon und Co. ist es für die Buchhandlungen wichtig, die Rolle eines „Community Centers“ auszufüllen und sich als Ort der Begegnung zu verstehen.“

Im Video erzählt Nancy ein bisschen darüber, wie sie das Strand zu einem Teil von New York gemacht hat – und wie es ist, im Strand Bookstore beraten zu werden und Bücher zu kaufen.
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Review-Regale mit Zusammenfassungen der Buchhändler

Neben den Tischen gibt es spezielle Review-Regale, die mit Zusammenfassungen der Buchhändler bestückt sind. Diese schreiben ihre ganz persönlichen Leseeindrücke auf Karteikarten und stecken sie hinter eine Plexiglasscheibe zum Buch.

Buchmarketing Buchhandel

Tolles Storytelling bei der Buchvorstellung

Auf den Karten sind kleine Fotos der Buchhändler sowie ihr Name zu sehen, so dass man direkt weiß, von wem der Tipp kommt. Oft gekoppelt mit Hinweisen, wo die Personen zu finden sind.

Was ich hier besonders mag: Jeder bringt seinen ganz persönlichen Stil und seine Vorlieben mit in die Reviews ein. Halt typisch New York.

Marketing Buchhandel
Marketing Buchhändler
Marketing Ideen Buchhandel

Storytelling im deutschen Buchhandel

Übrigens – auch deutsche Buchläden haben richtig gute Ideen. Im „Siebter Himmel“ in Köln werden zur jecken Jahreszeit den Büchern Clownsnasen aufgesetzt. Und aktuelle Besprechungen aus dem Feuilleton stehen praktischerweise direkt hinter dem Titel im Regal. Einfach rausnehmen, durchlesen und kaufen.

Buchmarketing Deutschland

Was ist im Strand Bookstore noch besonders beim Buch Marketing?

1. Der geniale Slogan „18 Miles of Books”

Der Slogan stimmt zwar sicher nur, wenn man die Regalbretter einzeln abgehen würde, aber haften bleibt er trotzdem. Und: man kann sich so – auch ohne jemals vor Ort gewesen zu sein – vorstellen, wie es sich anfühlt, durch die engen Regalschluchten zu wandeln.

Buchhandlung Storytelling Deutschland

2. Die Rare Books Section

Sicher auch einzigartig: die Rare Books Section, die nur mit dem Fahrstuhl zu erreichen ist, und in der sich auch schon mal eine Erstausgabe von „Catcher in the Rye“ versteckt. Während man im Erdgeschoss eher im Konsumtempel ist, spürt man hier die Wichtigkeit jedes einzelnen Wortes, die Bedeutung jedes einzelnen Buches.

Strand Bookstore NYC
3. Sehr amerikanisch, aber eine tolle Idee – “Books by the Foot”.

Eine vom Strand angebotene Dienstleistung, bei der sich Kunden individuelle Buchsammlungen zusammenstellen lassen können (nach Interesse, Genre, Farbe sortiert). Und: als Innenarchitekt, Set Designer oder für öffentliche Veranstaltungen kann man solche Sammlungen auch mieten.

Strand Bookstore New York
Ideen Design Thinking Stanford

Design Thinking Workshop an der Stanford Universität

Design Thinking Prozess Stanford

Design Thinking Prozess

Design Thinking Workshop an der Stanford Universität

Kennengelernt habe ich die Methode bei einem Design Thinking Workshop an der Uni Liechtenstein bei Professor Larry Leifer von der Stanford University. Und gleich verstanden:

Design Thinking ist nicht nur ein Methodenbündel, sondern eine Lebenseinstellung.

Dem zugrunde liegt die Haltung, Menschen zu mögen. Zu sagen: Jeder Mensch ist wichtig. Jedes Team kann kreativ sein – wie bei den Fab Four, den Beatles. Kein einzelner Beatle wäre so berühmt geworden, wie die vier zusammen. Weil sie sich in ihren Talenten und ihrer Kreativität optimal ergänzt haben.

Uwe Walter und Larry Leifer in Stanford beim Design Thinking Workshop
Design Thinking Workshop bei Larry Leifer von der Standford Universität.

Besuch bei Larry in Stanford

Nach der Veranstaltung war ich so fasziniert, dass ich Larry in Stanford besucht habe. Er hat mich in ein Projekt seiner Klasse ME 310 (ME steht für Mechanical Engineering) eingeladen. Diese hat viele Kooperationen mit großen Konzernen wie BASF, Philipps oder IKEA. In Workshops beschäftigen sich die Teilnehmer im Sinne von Design Thinking mit Fragestellungen der Industrie.

Meine Erkenntnisse als Coach über den Design Thinking Prozess, jeden Schritt, jede Phase und die Magie der Innovation möchte ich heute gerne mit Dir teilen.

Uwe Walter Storytelling Coach
d-school Stanford University
Design Thinking Phasen Larry Stanford
Larry Leifer unterrichtet die Klasse ME 310 an der d.school (School of Design Thinking) im Hasso Plattner Institut in Stanford.

Wie geht Design Thinking?

Wie entwickele ich etwas für einen Kunden? Und wie setze ich diesen Kunden radikal in den Mittelpunkt? Indem ich ihn definiere und ein Interview mit ihm mache. Ihn kennenlerne und ihn frage, welche Probleme er hat – oder wie er zu einem bestimmten Problem, einer Herausforderung steht.

Aus diesem Kennenlernen des Kunden, diesem hemmungslosen Hinhorchen, diesem tiefgründigen Verstehen, was der Kunde will (und wie er es will), kann ich Lösungen ableiten. Aber zuerst muss ich verstehen, wie er handelt, denkt und fühlt. Empathie spielt bei jedem Design Thinking Prozess eine bedeutende Rolle.

Ein berühmtes Design Thinking Beispiel:

Es kommt immer wieder vor, dass Kinder Schwierigkeiten mit CT Untersuchungen haben. Der umlaufende Elektromotor und der Scanner, der sich in einer Turbine dreht, machen solch einen Lärm, dass die Kinder auf der Trage Ängste bekommen. Sie weinen, sind verzweifelt und wollen nicht in das CT geschoben werden.

Das führt dazu, dass die betriebswirtschaftliche Kalkulation nicht mehr funktioniert. Würde man für eine sinnvolle Auslastung beispielsweise jede halbe Stunde einen neuen Patienten ins CT schieben, ist das mit weinenden Kindern natürlich nicht mehr möglich – und das Gerät amortisiert sich nicht.

Also hat man beim Design Thinking Prozess überlegt:

Was müssen wir tun, damit die Kinder mit dem CT besser klarkommen?

Bei Gesprächen mit den Kindern haben diese erzählt, dass sie Angst vor dem Gerät haben, weil sie nicht wissen, was mit ihnen passiert. Also hat man eine Geschichte erfunden und die CTs bemalt, zum Beispiel wie ein Schiff mit einem Bullauge. Dann wurde den Kindern ein Spiel passend zur Bemalung angeboten, um sie von ihren Ängsten abzulenken.

Ein schönes Beispiel von Astrid Piskora (CSR, Disney):

Noch besser hat es Disney im Jahr 2019 im Deutschen Herzzentrum München umgesetzt, um Kindern die Angst vorm MRT (Kernspin) zu nehmen. Hier kommen den Kindern Disney Helden zur Hilfe.

Während der Untersuchung können die Kinder über eine spezielle VR-Brille (ohne Metallteile), beliebte Disney Serien und Filme anschauen. Die Helden erscheinen den Kindern durch die Video-Brille wie auf einer Kino-Leinwand, die drei Meter entfernt steht. Bereits vor der Untersuchung dürfen die Kinder einen Disney Film aus der DVD-Sammlung aussuchen und werden so vor der bevorstehenden Untersuchung auf schöne Gedanken gebracht. 

Disney MRT

Beide Bilder ©The Walt Disney Company (Germany) GmbH

Design Thinking anwenden

Natürlich können wir Design Thinking auch nutzen, um andere Dinge als „nur“ Industrieprodukte zu entwickeln. Wir könnten das Prinzip anwenden, um Filme zu entwickeln.

Ich kann zum Beispiel Ehepaare befragen, wie sie Partnerschaft erleben, was sie unter Liebe verstehen, wie sie Intimität und Gespräche erleben. Wie teilen sie ihren Lebensraum miteinander? Auf welche Weise verbringen sie Zeit miteinander? Wie setzen sie ihre Lebensträume um? Und wie nehmen sie wechselseitig Energien und Nähe wahr?

Aus diesen Befragungen der Zielgruppe kann ich Muster ableiten, was genau die Herausforderungen von Ehepaaren sind. Dann Ideen entwickeln, welche Geschichte ihnen gut tun würden – und diese in Form eines heilsamen Films erzählen. Aber Stoffe so zu entwickeln ist noch nicht üblich.

In der Industrie schon. Da finden die Meinungsforscher heraus „Frauen mit dünnen Haaren hätten gerne mehr Volumen“. Und die Produktentwickler überlegen sich, wie sie für dieses Problem ein Produkt wie zum Beispiel einen speziellen Lockenstab maßschneidern können. 

Verstehen, Empathie, Synthese, Ideen, Prototyping, Testen

Design Thinking Prozess Phasen

Im Design Thinking Workshop der d.school in Stanford

Es war ein ungeheuerliches Erlebnis zu sehen, wie produktiv kleine Teams werden, wenn sie mit der Design Thinking Methode arbeiten. In dem Workshop, den ich besuchen durfte, haben sich Teilnehmer verschiedener Firmen mit dem Thema „alt sein“ beschäftigt. Dazu gingen sie in Altenheime, haben mit den Seniorinnen und Senioren geredet und diese gefilmt, um ergebnisoffen herauszufinden „Was sind die Bedürfnisse von alten Menschen?“

„Was sind die Bedürfnisse von alten Menschen?“

Theoretisch hätte alles dabei herauskommen können. Die einzige Maßgabe war: „Beschäftige Dich mit alten Menschen.

Mit Empathie und Verständnis zur Lösung.

Eine in den Gesprächen wiederkehrende Herausforderung war, dass alte Menschen, die alleine wohnen und nicht mehr gut zu Fuß sind, häufig Rollatoren brauchen.

Wenn sie auf die Toilette gehen wollen, haben sie ein Problem mit der Tür, die ja einmal zum Körper hin aufgeht und damit eine Barriere darstellt. Die Frage war: Wie können wir diese Barriere wegbekommen?

Bei den Befragungen hat das Projektteam herausgefunden: Alte Menschen wohnen in der Regel in zwei bis drei Zimmer Wohnungen, haben also fünf bis sechs Türen, deren Bedienung sie bewerkstelligen müssen. Auch wenn manche Türen offenbleiben können – andere können es eben nicht. Also das Projektteam überlegt: Wie viel Geld haben die alten Menschen im Durchschnitt an Rente zur Verfügung? Sind sie Mieter oder gehört ihnen die Wohnung?

Wie schaffe ich ein Problem mit einer Lösung aus der Welt?

Am Ende haben sie herausgefunden, dass die Senioren bei dem, was sie an Rente haben, für einen Türöffnungsmechanismus nicht mehr als 100 $ ausgeben können. Wenn sie sterben oder umziehen, muss der Türöffnungsmechanismus einfach und bestenfalls rückstandslos abbaubar sein. Es war also klar: Löcher bohren und anschrauben kommt nicht in Frage. Es muss eine Lösung sein, bei der der Mechanismus geklebt wird.

So entstand ein sehr genaues Profil und das Team hat dann genau solch einen Mechanismus entwickelt und als Prototyp gebaut. Spannend ist, dass in der Gruppe nur ein Ingenieur war – ein anderes Mitglied war zum Beispiel Fußballspielerin. Aber bei Design Thinking geht es eben um mehr als die reine Funktion – es geht um die ganzheitliche Betrachtung eines Nutzens. Außen wie innen. Wie schaffe ich ein Problem mit einer Lösung aus der Welt?

Dieses „Entwicklungsdenken“, dieser Weg von der Frage zur Antwort, vom Mangel zur Lösung – das ist auch das Geheimnis das jede Geschichte präsentiert.

Design Thinking und Storytelling sind wie narrative Zwillinge. Nur dass beim Design Thinking Prinzip die Probleme im realen Leben praktisch gelöst werden. Und beim Storytelling eine Lösung, ein Gedankenspiel angeboten wird. Zwei Tools, die sich ideal ergänzen.

Die d.school in Stanford – Einblicke in die Räumlichkeiten

Leland Stanford hat die Stanford University gegründet, weil sein einziger Sohn gestorben ist. Sein Kind war so neugierig und interessiert, dass die Eröffnung einer Universität zu seinen Ehren eine tröstende und Hoffnung erweckende Aufgabe war.

Ideen Design Thinking Stanford
Die Stanford Memorial Church und Campus.
Design Thinking Stanford University

Unterschiedlichen Welten gemeinsam an einem Ort

Stanford wurde als „Harvard des Westens“ geplant und besteht aus vielen kleinen Seminargebäuden im mexikanischen Stil. Die d.school ist im Zentrum des Kerncampus.

Hasso Plattner Institut Design Stanford
Design Thinking Workshops Idee

Die eine Hälfte des Gebäudes ist von Designern belegt, die andere Hälfte von Maschinenbauern. Inmitten des Erdgeschosses befindet sich eine Halle, die beide Teile verbindet und in der man sich begegnen kann. 

Hier treffen die unterschiedlichen Welten im öffentlichen Raum aufeinander – bei Events, Vorträgen und Präsentationen.

Thinking Prozess Phasen

Drumherum sind lauter multifunktionale Räume angeordnet, die ständig neu belegt werden. Morgens macht eine Gruppe Yoga, eine Stunde später ist ein Design Thinking Workshop, dann findet eine Vorlesung statt.

Im ersten Stock ist der Arbeitsbereich mit den flexibel einsetzbaren Wänden. Denn die Idee beim Design Thinking ist: Du hast einen flexiblen Raum, wo Du einen Workshop machen kannst – aber auch zehn Workshops gleichzeitig. Damit Du den Raum aufteilen kannst, damit er mal größer und mal kleiner ist, brauchst Du flexible Trennwände. Deshalb ist an der Decke ein Schienensystem installiert, um die Räume jederzeit nach Bedarf unterteilen zu können. Die Trennwände lagern stehend in speziellen Wägen und können einfach zum Aufhängungsort gefahren werden.

Jeder Raum ist wie eine kleine Bühne, auf der nur ein Problem gelöst wird. Daran arbeiten alle kooperativ im Stehen, an Stehtischen. An die flexiblen Wände kleben die Teilnehmer bunte Zettel, die farblich sortiert werden – immer von Hand geschrieben. Diese händische Zusammenarbeit an Whiteboards, mit abwischbaren Stiften und Post its macht Spaß und entzündet die Kreativität.

Stanford Räume

Kreativität statt Materialismus

Es soll alles nicht viel Geld kosten, damit die Teams nicht aus Respekt vor dem Material ihre Ideen unterdrücken. Die Materialien sollen einfach da sein und genutzt werden, um die Probleme zu lösen – und nicht als wertvolles Gut wahrgenommen werden, das man besser nicht anfasst.

In der d.school wird alles dafür getan, einen provisorischen Workshopcharakter zu vermitteln. So trauen sich die Teams, Dummmies und Prototypen aus einfachen Mitteln zu bauen, die nicht schön sein müssen.

Kreative Ideen Workshops

Ganz wichtig, damit die Funktionalität der d.school Räumlichkeiten immer erhalten bleibt, sind die Floorplans. Auf ihnen ist der Ruhezustand des Raumes festgehalten. Grundrisse mit genauen Angaben, wo was hingehört und wie der Raum verlassen werden muss.

Denn auch, wenn in den Workshops die Räume auf jede mögliche Art genutzt werden und die Teams alles durcheinanderwirbeln dürfen: am Ende muss alles wieder genau wie auf dem Floorplan angeordnet werden.

d.school Stanford Workshop Larry Leifer

So bleibt auch die Energie und der Nutzen der Räume voll erhalten und kann dem nächsten Team bei seinen Herausforderungen die volle Unterstützung bieten. 

Storytelling Museum digital Storytelling

Storytelling im Museum

Storytelling Museum digital Storytelling

Storytelling im Museum

Wie wir mit einem Publikumsliebling noch mehr Besucher begeistern 

Der Blauwal im Museum of Natural History in New York City ist ein echter „People Magnet“. Von seiner Form über die Farbe bis hin zur Installation im Raum haben sich viele Experten mit all ihrer Leidenschaft reingekniet, um den Blauwal zu einem faszinierenden Anziehungspunkt zu machen. Als er im November 1968 aufgehängt wird, kommen am darauffolgenden Sonntag mehr als 35.000 Menschen ins Museum – ein Besucherrekord. Ein Beispiel für gutes Storytelling im Museum.

Egal wo in der „Irma and Paul Milstein Family Hall of Ocean Life“ ich mich befinde, ich erlebe den Wal immer wieder neu.

Auf der oberen Etage umrunde ich ihn einmal und bin überrascht, wie biegsam solch ein großes Tier ist. Dann, die Treppe runter, komme ich ihm mit jedem Schritt näher – bis ich direkt unter ihm stehe. Staunend schaue ich hoch und bin tief berührt von diesem sanften Riesen.

Wie schwerelos hängt er im abgedunkelten Raum und ich bin mir sicher: Das ist der eine magische Moment in meinem Leben, in dem ich einem Blauwal so nahe komme.

Digital Storytelling im Museum

Aber warum ist das Blauwal-Modell so imposant?

Weil es mit viel positiver Schaffenskraft und Liebe zum Detail entsteht. Mitte der 60er Jahre haben wir Menschen zwar schon Fuß auf den Mond gesetzt, aber noch keinen Blauwal unter Wasser beobachtet. Daher ist das Abbild auch nur eine Momentaufnahme unseres damaligen Wissensstands. Und der beruht hauptsächlich auf dem Fund eines verstorbenen Blauwal-Weibchens im Jahr 1925.

Heute haben wir viel mehr Informationen über Blauwale in ihrem natürlichen Lebensraum, die regelmäßig zu Updates am New Yorker Wal führen. Das Geschichtenerzählen über den Gigant der Meere macht keine Pause. 

So wird bei der Restaurierung im Jahr 2000 aus dem bestehenden Modell ein neuer Wal herausgearbeitet. Mit einer anders geformten Schwimmflosse, weniger stark hervortretenden Augen und dem zuvor vergessenen Bauchnabel wird der Wal genauso für zukünftige Besucherströme fit gemacht. Wie durch einen komplett neuen Anstrich.

Storytelling im Museum:
Digital Storytelling und Transmedia Storytelling

Auch hier punktet der Wal. Die beständige Arbeit am Wal überträgt sich energetisch. Wir Besucher merken: „Die kümmern sich gut um unseren Wal“.

Youtube

Und schalten uns beim alljährlichen Facebook-Live-Event dazu, wenn der Blauwal von einem Museumsmitarbeiter im Kranwagen gewaschen und für seine Besucher herausgeputzt wird.

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Publikumszeitschriften

Sogar für große Publikumszeitschriften wie die New York Times bleibt der Wal ein liebgewonnener „Talk of the Town“. Ein Symbol für die wissbegierigen Besucher aus der eigenen Stadt und aus aller Welt, dem die Times im April 2014 wieder einen eigenen Artikel gewidmet hat. Im Mai 2017 erzählt die Times ausführlich in einem exklusiven Artikel von der Kunst der Blauwal-Reinigung.

Social Media – Instagram

Der Wal ist Kult – und damit ein Evergreen-Exponat, das jeden Tag eine Rolle im Leben vieler Menschen spielt, die auf Social Media aktiv sind. Und die Kunde des Wals in die Welt tragen. Mit GIFs in ihren Instagram Stories und Hashtags für Selfies vor dem Blauwal erzählen sie aller Welt vom Blauwal. 

Blauwal Giphy

(Das Blue Whale GIF vom American Museum of Natural History @amnh nutzen die Fans in ihren Insta-Stories.)

Wie Exponate Besucherstürme hervorrufen

Generell gilt: Je mehr ich in die Entwicklung einer Exponatgeschichte investiere und kreative Inhalte gestalte, desto mehr bereichert sie danach das Leben meiner Zuhörer – und stützt den Erfolg des Museums. Storytelling im Museum ist ein wichtiger Bestandteil in der Kommunikation.

Besucher werden langfristig zu Fans und ich verkaufe mehr Eintrittskarten.

Wenn Du mehr über die Geschichte des Blauwalmodells erfahren willst, lohnt es sich, diesen Film vom American Museum of Natural History auf Youtube anzuschauen.

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Geschichten erzählen lernen – die Storytelling Masterclass

Hast Du auch einen „Blauwal“, ein High Concept, einen People Magnet in Deinem Unternehmen oder Projekt? Du arbeitest im Kulturmanagement und möchtest neue Erzählweisen für Exponate lernen? Ich zeige Dir, wie Du Storytelling und Digital Storytelling in der Branche Kunst und Kultur anwenden kannst: